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Dienstag, 2. Februar 2016

Publikation

Im Nachgang zur letzten Sitzung zu Publikationssoftware möchte ich Euch noch einen kurzen Vergleich der unterschiedlichen Programme an die Hand geben und unten die – beim Erstellen einer Hausarbeit, Promotion oder Herausgeberschaft – überaus nützliche und zeitsparende Möglichkeit der Verwendung eines automatischen Inhaltsverzeichnisses nochmals am Beispiel des OpenOffice Writer aufzeigen.

Citavi
Citavi ist ein Programm, welches einem die Literaturerfassung und -verwaltung ungemein erleichtern kann. Beispielsweise kann damit in sämtlichen Bibliothekskatalogen weltweit nach Büchern recherchiert werden. Besonders praktisch und zeitsparend erscheint vor allem die automatische Ergänzung von Metadaten durch einfaches Eingeben der ISBN-Nr. (Internationale Standardbuchnummer). Bei Büchern und Veröffentlichungen mit redaktionellem Anteil (z.B. Multimedia-Produkte) können auf diese Weise sämtliche bibliographischen Angaben und sogar das Cover sofort auf einen Blick erfasst und direkt in das Literaturverzeichnis aufgenommen werden. Gleiches gilt für Online-Artikel wissenschaftlicher Fachzeitschriften unter Verwendung des DOI (Digital Object Identifier) sowie für medizinische Artikel mithilfe der PubMed-ID. Diese Funktion stößt jedoch an ihre Grenzen, sobald es sich um ein Buch handelt, das vor 1969 – der Einführung der ISBN-Nr. in Deutschland – erschienen ist und erst recht bei der Quellenarbeit mit jahrhundertealten Manuskripten, sodass sich für das Gebiet der Kunstgeschichte große Lücken im benötigten Anwendungsbereich ergeben.
Doch auch bei der Verarbeitung von Inhalten bietet Citavi einen – gegenüber anderen Programmen – erweiterten Funktionsbereich, wobei hauptsächlich der Wissensorganisation ein erhöhter Stellenwert zukommt. Indem man Definitionen, Zitate, Gedankenblitze oder Ideen in ein mehrstufiges Kategoriensystem einspeist, hilft Citavi Inhalte auszuwerten, Wissen zu sammeln und zu organisieren. Dies kann eine sehr nützliche Unterstützung sein, allerdings läuft man hierbei Gefahr, über der Anhäufung von vermeintlich Wichtigem die Recherchen zu umfangreich anzulegen, Material zu wenig zu selektieren und letzten Endes vollständig den Überblick über die verästelten Unterkategorien zu verlieren.
Nachdem man in Citavi den Bestand einer lokalen Bibliothek durchforstet hat, kann man sich für den nächsten Bibliotheksbesuch einen nach Signaturen geordneten Aufgabenzettel ausdrucken und auf diese Weise seine Aufgaben planen oder sogar Bücher per Klick in (Online-)Buchhandlungen bestellen. Zudem kann Citavi Volltexte von Zeitschrif­ten­auf­sätzen und Zeitungsartikeln im Internet suchen und herunterladen.
Gemeinschaftsprojekte können in lokalen Netzwerken zeitgleich zusammen erarbeitet werden – wie wir es vorige Woche mit Google Docs probiert haben. Mit Citavi for DBServer wird hinsichtlich der Größe von Teams keinerlei Begrenzung gesetzt und dennoch die Übersichtlichkeit gewahrt, indem das Projekt auf einem SQL-Server zentral gespeichert wird und ein Projektmanager Lese- und Schreibrechte an die einzelnen Team-Mitglieder vergibt.
Die wahren Vorzüge zeigen sich jedoch wohl beim Erstellen des Literaturverzeichnisses, bei welchem man aus 4000 verschiedenen Zitationsstilen sämtlicher Fachgebiete wählen oder sogar eigene Zitationsformen generieren kann, die dann automatisch für sämtliche verwendeten Titel in das Literaturverzeichnis übernommen werden. Besonders praktisch ist hierbei, dass falls sich die Zitationsanforderungen oder -vorlieben ändern, man dies leicht und schnell einarbeiten kann und es nicht notwendig wird jeden Titel einzeln abzuändern. Folglich steht einem fehlerfreien Literaturverzeichnis nach identischem Schema nichts mehr im Weg – und das sogar ohne langwierige Korrektur!
Die kostenlose Version von Citavi ist zwar beschränkt auf 100 Titel pro Projekt, was für größere Arbeiten wie Promotionen wohl nicht reichen wird; sie hat dafür aber auch einen – gegenüber der Vollversion – uneingeschränkten Funktionsumfang.
Als Nachteil erscheint jedoch, der ausschließliche Zuschnitt auf Windows-User sowie das Fehlen einer Web-Version und dass beim Arbeiten mit dem Publikationsassistenten die Literaturliste erst beim Formatieren hinzugefügt wird.
Ein ausführlicher Vergleich der verschiedenen Literaturverwaltungsprogramme (Citavi, Colwiz, Docear, EndNote, JabRef, Mendeley, RefWorks, Zotero) findet sich bei:
Adobe InDesign
Mit dem professionellen Layout- und Setzprogramm InDesign, das hauptsächlich in Werbeagenturen, Druckereien und Verlagen zum Einsatz kommt, ist es möglich ein- oder mehrseitige Layouts in beliebigen Seitenformaten zu erstellen. Die Elemente bzw. „Objekte“ werden auf den Seiten in Form von Containern/Rahmen angebracht, die anschließend mit unterschiedlichen Inhalten gefüllt werden können. InDesign unterstützt den Layouter bei der Aufteilung und Verwaltung der Seiten und Bögen, beim Positionieren und Formatieren von Texten, Tabellen, Bildern und Grafiken; sogar Musik und Videos können in die „Objekte“ eingefügt werden. Diese lassen sich gruppieren sowie in verschiedenen Ebenen unterbringen – und zwar in beliebig tiefer Verschachtelung, bei welcher die Schwierigkeit darin besteht, den Überblick zu behalten bzw. sich durch rein- und rauszoomen zu verschaffen. Indem man lediglich mit diesen Containern arbeitet, kann man Inhalte auf leichte Art und Weise anordnen, verschieben und verknüpfen und ist somit flexibel in der Gestaltung des Dokuments, was hauptsächlich für die Erstellung von Plakaten und Flyern besonders hilfreich sein kann. Formatvorlagen können eingerichtet werden und sind je nach Seite individuell überschreibbar. Großer Vorteil am Arbeiten mit Verknüpfungen ist, dass hierbei sehr viel kleinere Dateien entstehen, jedoch muss man dabei beachten, sich eine gute Ordnerstruktur zu überlegen und diese vor allem auch durchgängig beizubehalten, andernfalls würde InDesign die verknüpften Bilder nicht mehr wiederfinden. Für die Erzeugung der Containerinhalte ist InDesign jedoch kaum praktikabel und empfiehlt sich lediglich in Kombination mit weiteren Bildbearbeitungs- oder Textprogrammen.

LaTex
LaTex basiert auf dem 1977 von Donald Knuth entwickelten und 1986 fertiggestellten Tex und vereinfacht dessen Textsatzsystem mit Hilfe von Makros. Hauptsächlich in naturwissenschaftlichen, mathematischen, ingenieurwissenschaftlichen und volkswirtschaftlichen Gebieten ist das Programm längst Standard, weil viele mathematische, chemische Fachausdrücke und Formeln damit erst ansprechend dargestellt werden können. LaTeX ist ein WYSIWYM-Programm (= What You See Is What You Mean) und kein WYSIWYG-Programm (= What You See Is What You Get)
Die charakteristische Trennung von Inhalt und Layout erfordert allerdings ein wenig Programmiererfahrung bzw. Eingewöhnungszeit. Beim Arbeiten sieht man also nicht sofort das Layout, kann sich dadurch aber möglicherweise auch besser auf das Schreiben des Inhalts konzentrieren.
Für Literaturverwaltung und Zitation gibt es BibTex, das auch die Anpassung an verschiedene Zitationsstile erlaubt (z.B. Jurabib für juristische Publikationen).

OpenOffice Writer
OOWriter ist kostenlos im OpenOffice-Paket zusammen mit Calc, Impress, Draw, Base, Math enthalten. Bereits aus seiner Darstellung, die der Benutzeroberfläche einer älteren Word-Version gleicht, lässt sich schließen, dass sich OpenOffice Writer an Microsoft Word orientiert hat und diesem nachempfunden ist. Sogar sämtliche Hotkeys sind identisch mit den jeweiligen Funktionen in Word. Die Ermöglichung des Datenaustauschs mit Word – das problemlose Öffnen, Einfügen und Bearbeiten von in Word erstellten Texten, Graphiken und Diagrammen – ist wohl wichtigstes Kompatibilitätserfordernis ebenso wie auch der programmeigene Export in PDF-Dateien. Hinsichtlich des Funktionsumfangs bieten sich keine großen Unterschiede zu Word, teilweise ist es weniger komfortabel in der Bedienung und beinhaltet Schwächen in der Lokalisierung, was für Word-Nutzer einige Einarbeitungszeit erforderlich macht. Zudem ist der integrierte Navigator beim Bearbeiten von Dokumenten hilfreich. OOWriter ist durch Addons erweiterbar, die zusätzliche Funktionen, Vorlagen und Clipart enthalten.

Automatisches Inhaltsverzeichnis
Das Erstellen eines automatischen Inhaltsverzeichnisses aus den mit Absatzvorlagen formatierten Überschriften unterschiedlicher Ebenen sowie dessen Aktualisierung:
1.   Formatvorlagenfenster aufrufen:
Symbol in Objektleiste ganz links oder F11 oder +T
2.   Formatieren der Überschriften:
Mit dem Cursor in die jeweilige Zeile klicken, dann im Formatvorlagenfenster Doppelklick auf Überschrift 1 (=Titel), Überschrift 2 (=Überschrift), Überschrift 3 (=Unterüberschrift) usw.
3.   Inhaltsverzeichnis einfügen:
Einfügen > Verzeichnisse > Verzeichnisse > OK
Bei Bedarf (z.B. im Anschluss an Änderungen oder als letzter Kontrollschritt vor dem Drucken):
4.   Aktualisieren des Inhaltsverzeichnisses:
Rechtsklick (in das Inhaltsverzeichnis) > Verzeichnis aktualisieren

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