Im Nachgang zur letzten Sitzung zu Publikationssoftware
möchte ich Euch noch einen kurzen Vergleich der unterschiedlichen Programme an
die Hand geben und unten die – beim Erstellen einer Hausarbeit, Promotion oder
Herausgeberschaft – überaus nützliche und zeitsparende Möglichkeit der
Verwendung eines automatischen
Inhaltsverzeichnisses nochmals am Beispiel des OpenOffice Writer aufzeigen.
Citavi
Citavi ist ein
Programm, welches einem die Literaturerfassung und -verwaltung ungemein
erleichtern kann. Beispielsweise kann damit in sämtlichen Bibliothekskatalogen
weltweit nach Büchern recherchiert werden. Besonders praktisch und zeitsparend
erscheint vor allem die automatische Ergänzung von Metadaten durch einfaches
Eingeben der ISBN-Nr. (Internationale Standardbuchnummer). Bei Büchern und
Veröffentlichungen mit redaktionellem Anteil (z.B. Multimedia-Produkte) können auf
diese Weise sämtliche bibliographischen Angaben und sogar das Cover sofort auf
einen Blick erfasst und direkt in das Literaturverzeichnis aufgenommen werden. Gleiches
gilt für Online-Artikel wissenschaftlicher Fachzeitschriften unter Verwendung
des DOI (Digital Object Identifier) sowie für medizinische Artikel mithilfe der
PubMed-ID. Diese Funktion stößt jedoch an ihre Grenzen, sobald es sich
um ein Buch handelt, das vor 1969 – der
Einführung der ISBN-Nr. in Deutschland – erschienen ist und erst recht
bei der Quellenarbeit mit jahrhundertealten Manuskripten, sodass sich für das Gebiet
der Kunstgeschichte große Lücken im benötigten Anwendungsbereich ergeben.
Doch auch bei der Verarbeitung von Inhalten bietet Citavi einen – gegenüber anderen
Programmen – erweiterten Funktionsbereich, wobei hauptsächlich der Wissensorganisation ein erhöhter
Stellenwert zukommt. Indem man Definitionen, Zitate, Gedankenblitze oder Ideen
in ein mehrstufiges Kategoriensystem
einspeist, hilft Citavi Inhalte
auszuwerten, Wissen zu sammeln und zu organisieren. Dies kann eine sehr nützliche Unterstützung sein, allerdings läuft man
hierbei Gefahr, über der Anhäufung von vermeintlich Wichtigem die Recherchen zu
umfangreich anzulegen, Material zu wenig zu selektieren und letzten Endes vollständig
den Überblick über die verästelten Unterkategorien zu verlieren.
Nachdem man in Citavi den Bestand einer lokalen
Bibliothek durchforstet hat, kann man sich für den nächsten Bibliotheksbesuch
einen nach Signaturen geordneten Aufgabenzettel ausdrucken und auf diese Weise
seine Aufgaben
planen oder sogar Bücher per
Klick in (Online-)Buchhandlungen bestellen.
Zudem kann Citavi Volltexte von Zeitschriftenaufsätzen
und Zeitungsartikeln im Internet suchen und herunterladen.
Gemeinschaftsprojekte können in
lokalen Netzwerken zeitgleich zusammen erarbeitet werden – wie wir es vorige
Woche mit Google Docs probiert haben.
Mit Citavi
for DBServer wird hinsichtlich der Größe von Teams keinerlei
Begrenzung gesetzt und dennoch die Übersichtlichkeit gewahrt, indem das Projekt auf einem SQL-Server zentral
gespeichert wird und ein Projektmanager Lese- und Schreibrechte an die einzelnen Team-Mitglieder vergibt.
Die wahren Vorzüge zeigen sich
jedoch wohl beim Erstellen des Literaturverzeichnisses, bei welchem man
aus
4000 verschiedenen Zitationsstilen
sämtlicher Fachgebiete wählen oder sogar eigene Zitationsformen generieren
kann, die dann automatisch für sämtliche verwendeten Titel in das
Literaturverzeichnis übernommen
werden. Besonders praktisch ist hierbei, dass falls sich die
Zitationsanforderungen oder -vorlieben ändern, man dies leicht und schnell
einarbeiten kann und es nicht notwendig wird jeden Titel einzeln abzuändern. Folglich
steht einem fehlerfreien Literaturverzeichnis nach identischem Schema nichts
mehr im Weg – und das sogar ohne langwierige Korrektur!
Die kostenlose Version von Citavi ist zwar beschränkt auf 100 Titel pro Projekt, was für
größere Arbeiten wie Promotionen wohl nicht reichen wird; sie hat dafür aber
auch einen – gegenüber der Vollversion – uneingeschränkten Funktionsumfang.
Als Nachteil
erscheint jedoch, der ausschließliche Zuschnitt auf Windows-User sowie das Fehlen
einer Web-Version und dass beim Arbeiten mit dem Publikationsassistenten die
Literaturliste erst beim Formatieren hinzugefügt wird.
Ein ausführlicher Vergleich der verschiedenen Literaturverwaltungsprogramme
(Citavi, Colwiz, Docear, EndNote, JabRef, Mendeley, RefWorks, Zotero) findet sich bei:
Adobe
InDesign
Mit dem professionellen Layout- und Setzprogramm InDesign, das hauptsächlich in
Werbeagenturen, Druckereien und Verlagen zum Einsatz kommt, ist es möglich ein-
oder mehrseitige Layouts in beliebigen
Seitenformaten zu erstellen. Die Elemente bzw. „Objekte“ werden auf den Seiten in Form von Containern/Rahmen angebracht,
die anschließend mit unterschiedlichen
Inhalten gefüllt werden können. InDesign unterstützt den Layouter bei der Aufteilung und Verwaltung
der Seiten und Bögen, beim Positionieren
und Formatieren von Texten,
Tabellen, Bildern und Grafiken; sogar Musik und Videos
können in die „Objekte“ eingefügt werden. Diese lassen sich gruppieren sowie in verschiedenen Ebenen unterbringen – und
zwar in beliebig tiefer Verschachtelung, bei welcher die Schwierigkeit
darin besteht, den Überblick zu behalten bzw. sich durch rein- und rauszoomen
zu verschaffen. Indem man lediglich mit diesen Containern arbeitet, kann man Inhalte auf leichte Art und
Weise anordnen, verschieben und verknüpfen und ist somit flexibel in
der Gestaltung des Dokuments, was hauptsächlich
für die Erstellung von Plakaten und Flyern besonders hilfreich sein kann. Formatvorlagen können eingerichtet
werden und sind je nach Seite individuell überschreibbar. Großer Vorteil am Arbeiten mit Verknüpfungen ist, dass hierbei sehr
viel kleinere Dateien entstehen, jedoch muss man dabei beachten, sich eine
gute Ordnerstruktur zu überlegen
und diese vor allem auch durchgängig beizubehalten, andernfalls würde InDesign die verknüpften Bilder nicht
mehr wiederfinden. Für die Erzeugung der Containerinhalte ist InDesign jedoch kaum praktikabel und empfiehlt
sich lediglich in Kombination mit weiteren Bildbearbeitungs- oder
Textprogrammen.
LaTex
LaTex basiert auf dem 1977 von Donald Knuth
entwickelten und 1986 fertiggestellten Tex und vereinfacht dessen Textsatzsystem
mit Hilfe von Makros. Hauptsächlich in naturwissenschaftlichen,
mathematischen, ingenieurwissenschaftlichen und volkswirtschaftlichen Gebieten
ist das Programm längst Standard, weil viele mathematische, chemische Fachausdrücke und Formeln damit erst ansprechend dargestellt werden können.
LaTeX ist ein WYSIWYM-Programm (=
What You See Is What You
Mean) und kein WYSIWYG-Programm (= What You
See Is What You Get)
Die charakteristische Trennung von Inhalt und Layout
erfordert allerdings ein wenig Programmiererfahrung bzw. Eingewöhnungszeit. Beim
Arbeiten sieht man also nicht sofort das Layout, kann sich dadurch aber
möglicherweise auch besser auf das Schreiben des Inhalts konzentrieren.
Für Literaturverwaltung und Zitation gibt es BibTex, das auch die Anpassung an
verschiedene Zitationsstile erlaubt (z.B. Jurabib für juristische
Publikationen).
OpenOffice
Writer
OOWriter
ist kostenlos im OpenOffice-Paket
zusammen mit Calc, Impress, Draw, Base, Math enthalten. Bereits aus seiner
Darstellung, die der Benutzeroberfläche einer älteren Word-Version gleicht, lässt sich schließen, dass sich OpenOffice Writer an Microsoft Word orientiert hat und diesem
nachempfunden ist. Sogar sämtliche Hotkeys sind identisch mit den jeweiligen
Funktionen in Word. Die Ermöglichung des Datenaustauschs mit Word – das problemlose Öffnen, Einfügen
und Bearbeiten von in Word erstellten
Texten, Graphiken und Diagrammen – ist wohl wichtigstes
Kompatibilitätserfordernis ebenso wie auch der programmeigene Export in PDF-Dateien.
Hinsichtlich des Funktionsumfangs bieten sich keine großen Unterschiede zu Word, teilweise ist es weniger
komfortabel in der Bedienung und beinhaltet Schwächen in der Lokalisierung, was
für Word-Nutzer einige Einarbeitungszeit
erforderlich macht. Zudem ist der integrierte Navigator beim Bearbeiten von
Dokumenten hilfreich. OOWriter ist durch Addons erweiterbar, die
zusätzliche Funktionen, Vorlagen und Clipart enthalten.
Automatisches
Inhaltsverzeichnis
Das Erstellen eines
automatischen Inhaltsverzeichnisses aus den mit Absatzvorlagen formatierten
Überschriften unterschiedlicher Ebenen sowie dessen Aktualisierung:
1.
Formatvorlagenfenster aufrufen:
Symbol
in Objektleiste ganz links oder F11 oder ⌘+T
2.
Formatieren der Überschriften:
Mit
dem Cursor in die jeweilige Zeile klicken, dann im Formatvorlagenfenster
Doppelklick auf Überschrift 1 (=Titel),
Überschrift 2 (=Überschrift), Überschrift 3 (=Unterüberschrift) usw.
3.
Inhaltsverzeichnis einfügen:
Einfügen > Verzeichnisse > Verzeichnisse > OK
Bei
Bedarf (z.B. im Anschluss an Änderungen oder als letzter Kontrollschritt
vor dem Drucken):
4.
Aktualisieren des
Inhaltsverzeichnisses:
Rechtsklick
(in das Inhaltsverzeichnis) > Verzeichnis aktualisieren
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